Stefanie Gerhold
Das Lächeln der Königin. Roman



I

In einer halben Stunde begann die Weihnachtsfeier, und ihm fehlte für seine Ansprache noch eine Idee, etwas, das seinen Angestellten begreiflich machen würde, was ihm selbst nicht in den Kopf ging. Noch nie hatte eine Berliner Textilfirma, nein, keine Berliner Firma, überhaupt eine Firma in Deutschland einen solchen Umsatz mit Baumwolle erzielt wie Gebrüder Simon in diesem Jahr.

Mehrmals war er die Bücher durchgegangen, auf der Suche nach dem Fehler. Sogar Heinrich hatte er herangezogen. Obwohl der Herr Sohn nicht gerade ein Ass im Rechnen war. Ob sie nicht einen Posten doppelt verbucht hatten, ein Komma falsch gesetzt, eine Null zu viel. Aber dem war nicht so. Sie hatten in dem Jahr 1912 unvorstellbare 40 Millionen Meter Stoff verkauft.

Gerade wurden die Platten mit den Heringshappen geliefert, wie er durch die Bürotür mitbekam. Es waren nicht die gewöhnlichen, irgendein triefender Fisch auf eine Schnitte Graubrot gespießt. So was kam für seine Frau nicht in Frage. Die zarten Filets, die Agnes bei Feinkost Schmitz & Co entdeckt hatte, lagen auf dünnem, knusprigen Gebäck und trugen ein Hütchen aus Sahne.




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